Vom Leben gezeichnet.

Wer Günther Steiner beim Sprechen zusieht, der windet sich innerlich vielleicht ganz ähnlich, wie er es äußerlich tut. Günthers Gesicht verzerrt sich, sein ganzer Körper verkrampft sich. Jedes Wort kommt nur mit viel Mühe und vollem Körpereinsatz über seine Lippen. Er wirkt gequält. Und er lacht.

Günther freut sich, wenn er merkt, dass man ihn ernst nimmt, ihm Raum lässt, damit er seine Worte, wie gequält auch immer sie wirken mögen, finden kann. Er amüsiert sich, wenn man mit ihm scherzt, genauso wie er es witzig findet, wenn Menschen in seiner Gegenwart über ihn sprechen, als könne er sie nicht hören, nicht verstehen, was sie sagen. Als wäre er dumm.

Günther Steiner ist ein begnadeter Künstler. Er ist ein Menschenfreund. Er ist beseelt vom Glauben an Gott und steht seinen Freunden zur Seite. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass er mir mehr hilft, als ich ihm“, sagt seine Assistentin Ulrike.

Der Weg zur Kunst.

Günther Steiner wurde 1967 in Lienz geboren. Er lebt mit Athetose, einer Krankheit, die die Steuerung von Bewegungen erschwert. Im Alter von vier Jahren kam er in das Elisabethinum in Axams, wo er seine Kindheit und Schulzeit verbringen sollte. Dort lernte er fürs Leben. Und für seine Kunst, denn zum Ausdruck kann er diese nur mit speziellen Hilfsmitteln bringen, in seinem Fall durch Computertechnologie. Der Computer ist das Mittel, mit dem er seine Kunst in die Wirklichkeit bringt. Damit kann er seine Gedankenwelt in Bilder fassen kann – und viel mehr als das. Über die Jahre entwickelte Günther einen hochkomplexen virtuellen Konzern. „Hilf Leben“ hat er diesen Konzern genannt sich. Er besteht aus einer Vielzahl von fiktiven Betrieben und Hilfsorganisationen deren Ziel es ist, Lebensqualität zu fördern und darüber hinaus neue Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie man Menschen helfen kann. All das fasst Günther Steiner in Bilder. Immer geht es dabei um Hilfe – für die Gesellschaft, für Menschen, für Tiere. Seine Kunst ist ein Spiel zwischen Fantasie und Realität. Dem, was ist und dem, was sein könnte. „Wäre ich ohne Behinderung zur Welt gekommen, hätte ich Medizin studiert“, sagt Günther. Er wäre Anästhesist geworden oder vielleicht Orthopäde.

So wurde ein Künstler aus ihm, ein Konstrukteur, ein Erschaffer, der die Grenzen seines realen Lebens in der digitalen Welt ausdehnt. Darin wird er von einem, der Hilfe braucht zu einem, der Hilfe gibt. Seine Werke wurden 2004 mit dem Kunstpreis der Raiffeisen Landesbank Tirol ausgezeichnet. Er nahm an zahlreichen Ausstellungen teil, etwa der documenta x in Kassel, präsentierte seine Bilder in Heidelberg und in Florenz, in der Innsbrucker Galerie im Taxispalais, an der Universität Salzburg, in der Kunsthalle Köln, der Kunsthalle Wien. Ob er denn eine Website hat, wo man seine Werke sehen kann? Nein, sagt er. Dazu sei er zu faul.

Guenter 2

Wahrnehmen.

Zu diesem Zeitpunkt des Gesprächs hat man das reine Zuhören schon lange hinter sich gelassen. Man sieht Günther, sieht ihn wirklich. Nicht als Mensch mit Behinderung, sondern als Mensch, der leidenschaftlich lebt und liebt, was er tut, was er ist, was er sein und geben kann. Man spürt seine Intelligenz, seinen Humor, seine Liebenswürdigkeit und auch seine Ungeduld, wenn er das Gefühl bekommt, dass man ihm Worte aus dem Mund nehmen, sein Sprechen verkürzen will. Günther Steiner merkt ganz genau, ob man ihn ernst nimmt oder nur so tut. Aber er hat zu viel Feingefühl, als dass er diese Menschen brüskieren würde. Darin hat er ihnen eben so einiges voraus.

 

Mein Lebenslauf

Ich wurde am 4. 10. 1967 in Lienz geboren und besuchte einen Kindergarten im Elisabethinum in Innsbruck das heute eine Tageswerkstätte ist und slw – Innsbruck heißt. Anschließend wurde das Elisabethinum nach Axams verlegt, wo ich die Schule absolvierte. In der Sonderschule Lienz habe ich auch den Schulabschluss machen dürfen. Seit September 1986 arbeite ich als freischaffender digitaler bildnerischer Künstler in der Kunstwerkstatt Lienz der Lebenshilfe Tirol.

Meine bildnerische Kunst ist speziell auf Vektor Grafik (FreeHand MX, wie Adobe Illustrator) aufgebaut und ich konnte damit internationale Erfolge erzielen. Wie zum Beispiel bei der Mediale in Hamburg, Galerie in Köln, documenta X in Kassel, Kunstpreis der Landes Raiffaisenbank Tirol, Kunsthalle Wien und in der Kunstwerkstatt eigenen Galerie in Lienz, aber auch Kunst in Gebäuden, wie z.B. in der HTL Lienz, im neu renovierten und umgebauten Polizeigebäude Lienz, wo auf drei Etagen jeweils zwei Wandgroße Bilder auftapeziert wurden, bei meiner Buchpräsentation und bei der RollOn Ausstellung in Innsbruck.

 

Zu meiner körperlichen Beeinträchtigung

Ich habe sie von einer sehr schweren, aber zu schellen Geburt davon getragen.

Sie heißt Zellebraleparese, das ist eine Störung im Zentralen Nervensystem und damit ist also das Gehirn gemeint. Meine Mama, die schon seit eineinhalb Jahren in den Himmel heimkehren hat dürfen, ist sehr Früh draufgekommen, dass ich nur motorische Beeinträchtigungen habe, denn daraufhin begann sie mir alles zu erklären, zusätzlich zu den Physiotherapien und Mama war richtig sehr fleißig damit. So lernte ich meinen Muskeltonus, der total Außerkontrolle war, wieder soweit im Griff zu bekommen, sodass ich auch das Sprechen erlernen konnte. Das Sprechen ist für diese arte von Beeinträchtigung schon eine Krönung, denn ich brauche für jede kontrollierte Bewegung Zeit, nur so kann ich den wechselnden Tonus so weit ausgleichen, dass ich einen koordinierten Bewegungsablauf zusammenbringe. Natürlich bei Aufregung und Müdigkeit, wird dass immer schwieriger und willentlich zu beeinflussen. Also es steckt in meinem Tätigkeiten sehr viel willentliche und menschliche Energie drinnen.