Ronja Forcher in der Serie LICHTblicke & Wegweiser (Sommergespräch für die Tiroler Tageszeitung)

Marianne: „Einerseits wird dir der rote Teppich ausgerollt, andererseits gibt es Menschen, die nie einen roten Teppich sehen werden, weil sie etwas ganz Schweres im Leben zu tragen haben. Wie gehst du damit um?“

Ronja: „Ich versuche, mein Leben aktiv zu erleben, dabei kommen mir manche Momente oft absurd vor. Roter Teppich, tolle Luxushotels, bei Veranstaltungen wird man auf einem Samttablett getragen. Dann öffnest du die Augen und siehst so viel Ungerechtigkeit. Jobs wie in der Pflege, in der Medizin, bei der 24 Stunden Betreuung. Warum gibt es für diese Menschen nicht auch mehr Anerkennung? Dann stellt sich mir schon die Frage wie kann ich es dann diesen Menschen erklären, dass ich das erleben darf und sie nicht. Es passt oft in meinem Herz nicht zusammen. Deshalb sehe ich es als ein Geschenk, was ich erleben darf und bin dafür unendlich dankbar.
Ich möchte dann dem Leben was zurückgeben indem ich versuche den Menschen Freude zu machen, sowohl als Schauspielerin als auch als Sängerin, ich bin am liebsten Unterhalterin. Wenn Menschen dann ein Lächeln aufsetzen, bin ich froh.“

Marianne: „Was hat dich in deinem bisherigen Leben sehr traurig gemacht?“

Ronja: „Der Tod meiner allerbesten Freundin, als ich noch sehr jung war.
Diese Erfahrung hat sehr weh getan. Dadurch habe ich extreme Dankbarkeit erlernt und deshalb sage ich jeden Morgen: DANKE für mein Leben.
Das besonders Schöne an meiner Freundin war ihre Zufriedenheit trotz ihrer schweren Beeinträchtigung. Dieses sehr kurze Leben, wusste sie jeden Tag zu schätzen. Sie schrieb ein Gedicht, über den Ort, wohin man geht, an einen Ort mit schwarzem Sand. Ich würde sehr gerne mit ihr darüber sprechen. Sie würde sagen, lebe dein Leben mit Freude und Spaß, bewahre dir die Fröhlichkeit.“

Marianne: „Welche Botschaft hast du für jene Menschen, die nichts mehr Schönes im Leben sehen?“

Ronja: „Ich verstehe diese Menschen sehr gut. Ängste und negative Gefühle können überhandnehmen. Viele Menschen leben eine ganz andere Realität, dürfen nicht in Frieden leben. Wir sollten trotzdem in unserem Land ein Lachen, Wertschätzung und Zuversicht an Menschen mit viel Angst und ohne Hoffnung weitergeben. Die Lebensfreude und die Herzlichkeit sollen sich vermehren.“

Marianne: “Das eigens komponierte Lied an deine Großmutter (Titel: Buch mit vielen Seiten) sendet so viel positive Signale aus. Wie geht deine Omi als weise Frau mit Ängsten um?“

Ronja: „Sie ist mein größtes Vorbild, weil sie so lebensfroh ist und eine Macherin. Die schwarzen Tage haben sie stark mit der Welt verbunden. Nach jedem dunklen Tag kommt ein heller Tag. Das ist so. Es ist immer so vorgesehen. Es ist alles in Balance.“

Marianne: „Warum muss alles einer Norm entsprechen? Warum werden so viele Menschen ausgegrenzt? Dadurch haben sie absolut keine Chance, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.“

Ronja: „Sind wir doch so wie wir sind. Verstellen wir uns nicht und versuchen, ein bisschen mehr das Leben liebevoll im Auge zu haben. Diese Selbstwertschätzung ist wichtig. Sich selber so annehmen wie man ist. Den Normen die die Gesellschaft erfunden hat nicht soviel an Bedeutung schenken - ich will weiter die Frau bleiben die ich bin, nicht erst 10 kg abnehmen müssen, das Herz darf offen bleiben.“

Marianne: „Für die Menschen da zu sein, die auf mich zählen. Diese Verantwortung nehmen so viele Politiker nicht ernst.“

Ronja: „Ich könnte mir in der fernen Zukunft schon vorstellen, mich politisch einzusetzen oder Menschen zu unterstützen, die als Politiker tätig sind. Niemand kann es sich mehr leisten, heutzutage nicht politisch zu sein. Man muss ganz klar wissen, wozu man steht und was man nach außen trägt. Es fehlt die Zivilcourage. Ich denke an ehrenamtliche Menschen, sie bekommen kein Geld und hinterlassen so tolle Spuren.“

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